Lust auf Veränderung

Es war eine Premiere – und Johanna Rohde, Referentin für gesellschaftspolitische Jugendbildung der Evangelischen Landjugendakademie (LJA), ist schon sicher, dass das Angebot nicht einmalig bleiben wird: Im September und Oktober nahm ein gutes Dutzend junger Menschen am zweitägigen Online-Seminar „Weg vom Kleinkram – ran an die Strukturen! Wie du (in) Presbyterien verändern kannst“ teil. Das Ziel: Begeisterung für das Engagement in den gemeindlichen Leitungsgremien zu wecken. Die von der Landessynode Anfang des Jahres beschlossene verpflichtende Einbindung 14- bis 26-Jähriger in die Presbyterien hat die Nachfrage erhöht: „Die Dynamik, die der Beschluss ausgelöst hat, freut uns sehr“, sagt Rohde.

Die Teilnehmenden, überwiegend im Alter zwischen 18 und Mitte 20, befassten sich mit Aufgaben und Arbeitsweisen der Presbyterien, arbeiteten Rechercheaufträge ab und nahmen Kontakt zu ihren örtlichen Gremien auf. Anders als erwartet gehörte ein Großteil der jungen Menschen aber schon einem Presbyterium an, sodass vor allem im zweiten Teil des Seminars auch tiefergehende Hintergründe, zum Beispiel zu Kreis- und Landessynode, vermittelt werden konnten. Eine der Hauptfragen, die dabei immer wieder im Mittelpunkt stand: „Wie bringe ich neue Ideen ein?“

Wertvolle Verbindung zu Gleichaltrigen

Eine der jungen Presbyterinnen ist Justine Alligand (19) von der Evangelischen Kirchengemeinde Burgsolms (Kirchenkreis an Lahn und Dill). Erst im Juli dieses Jahres war die Psychologiestudentin zusammen mit ihrer Freundin ins Presbyterium nachgewählt worden. Das LJA-Seminar sah sie auch als Chance, Verbindung zu Gleichaltrigen zu knüpfen, „die das gleiche Ziel haben“. Ihr Eindruck: „Diejenigen, die noch nicht in einem Presbyterium sitzen, haben jetzt eher Lust bekommen.“ Gerade der Erfahrungsaustausch sei „super wertvoll“. Dabei hat Alligand auch Verständnis für manche trockenen und bürokratischen Notwendigkeiten in der Presbyteriumsarbeit: „Man muss nicht alles modernisieren und besonders spannend machen, wenn Jugendliche dabei sind.“

Tradierte Arbeitsprozesse werden hinterfragt

Andererseits baut Johanna Rohde darauf, dass nicht nur die jungen Menschen lernen, sich an manche Strukturen anzupassen, sondern auch die Presbyterien die Gelegenheit nutzen, sich und ihre tradierten Arbeitsprozesse zu hinterfragen. „Auch ältere Erwachsene wollen nicht unbedingt bis Mitternacht tagen.“ Das nächste Online-Seminar der LJA für den potenziellen Gremiennachwuchs ist jedenfalls schon für den 19. März und 2. April 2022 terminiert. Dazu gibt es die Idee, das Angebot auch für einen oder mehrere Kirchenkreise in Präsenzform buchen zu können. Und vertiefende Fortbildungen für junge Presbyteriumsmitglieder beispielsweise zu Fragen der Konfliktlösung oder einer wirklich adäquaten Interessenvertretung der Jugend vor Ort sind in Planung. Das Thema Partizipation, das scheint klar, hat gerade erst Fahrt aufgenommen.

 

Der Beitrag ist der Dezemberausgabe von EKiR.info entnommen, dem Magazin für Presbyterinnen und Presbyter. Die gesamte Ausgabe finden Sie hier zum Download

  • 3.12.2021
  • Ekkehard Rüger
  • Johanna Rohde (Screenshot)