Kooperation beim Religionsunterricht: Ökumenisch offen, konfessionell klar

Bischof und Präses unterzeichnen Vereinbarung zu konfessioneller Kooperation

Trier/Düsseldorf. Aus Anlass ihrer Begegnung am 1. Juli in Trier haben der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann und der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Dr. Thorsten Latzel, eine Vereinbarung zur konfessionellen Kooperation im evangelischen und katholischen Religionsunterricht unterzeichnet. Gleichlautende Vereinbarungen werden von den Leitenden Geistlichen der Evangelischen Kirche der Pfalz, der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau sowie der Bistümer Limburg, Mainz und Speyer unterzeichnet.

Das Pilotprojekt soll an einzelnen Schulen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland Formen eines konfessionell-kooperativen Religionsunterrichts erproben. „Die beteiligten Kirchen und Bistümer sehen in diesem Schritt gemäß dem Grundsatz einer ‚Konfessionalität in ökumenischem Geist‘ eine Stärkung ihrer Zusammenarbeit“, erklärte Latzel. Zugleich werde damit der konfessionelle Religionsunterricht angesichts der regional sehr unterschiedlichen religionsdemografischen Veränderungen gefördert und weiterentwickelt. „Wir erhoffen uns, dass die Schülerinnen und Schüler ein Verständnis für die Überzeugungen und Lebensformen der anderen Konfession entwickeln, wenn sie gemeinsam lernen. Gleichzeitig wollen wir ein vertieftes Bewusstsein der eigenen Konfession fördern“, erläuterte Ackermann die Beweggründe für das Projekt.

Ziele: Mündigkeit, ethische Urteilskraft und Toleranz

Der Religionsunterricht bleibe nach wie vor katholischer oder evangelischer Religionsunterricht, „auch wenn er phasenweise in konfessioneller Kooperation etwa durch einen Wechsel der Lehrkraft oder eine Durchmischung der Lerngruppen stattfindet“, so Latzel. Das mit den Ländern Rheinland-Pfalz und Saarland in seinen Grundzügen abgestimmte Modell weiß sich dem Religionsunterricht gemäß Art. 7 Abs. 3 des Grundgesetzes verpflichtet. Es knüpft an bereits bestehende Kooperationsmöglichkeiten wie etwa die Zusammenarbeit der Fachschaften, zeitweiliges Team-Teaching von bestimmten Themen und Unterrichtsprojekte in gemischt-konfessionellen Lerngruppen an. „Wir wollen mit der religiösen Bildung erreichen, dass die Schülerinnen und Schüler sich zu Mündigkeit, ethischer Urteilskraft und Toleranz befähigt fühlen“, sagte Ackermann. „Reflektierte ökumenische Offenheit und konfessionelle Eindeutigkeit“ seien die Grundsätze des konfessionell-kooperativen Religionsunterrichts.

Vereinbarungen bestehen schon mit Diözesen in Nordrhein-Westfalen

Das Projekt basiert auf dem Wort „Die Zukunft des konfessionellen Religionsunterrichts. Empfehlungen für die Kooperation des katholischen mit dem evangelischen Religionsunterricht“ (2016) der Deutschen Bischofskonferenz und der Verlautbarung „Konfessionell-kooperativ erteilter Religionsunterricht. Grundlagen, Standards und Zielsetzungen“ (2018) der Evangelischen Kirche in Deutschland. Im Bereich der Evangelischen Kirche im Rheinland gibt es bereits entsprechende Vereinbarungen, die seit dem Schuljahr 2018/2019 gelten, mit den Bistümern Münster, Essen und Aachen sowie mit dem Erzbistum Paderborn.

Pilotprojekt mit mehrjähriger Erprobungsphase

Das Pilotprojekt wird von den Kirchen und Diözesen in gemeinsamer Verantwortung aktiv begleitet und unterstützt und nach der mehrjährigen Erprobungsphase ausgewertet und kritisch reflektiert. Entsprechende Konzepte zur konkreten Umsetzung, zunächst im Primarbereich, anschließend in der Sekundarstufe I, werden derzeit mit dem rheinland-pfälzischen und dem saarländischen Bildungsministerium abgestimmt.Weitere Informationen sind über die Schul- bzw. Bildungsabteilungen der jeweiligen Landeskirchen und Bistümer zu erhalten.

  • 1.7.2021
  • Judith Rupp, Bistum Trier
  • Bistum Trier/I. Hülpes