Tag der Notfallseelsorge: „Einsatz häusliche Gewalt“

Ökumenisches Treffen am 2. Oktober in Mönchengladbach

Aachen/Mönchengladbach. „Einsatz häusliche Gewalt“: Das ist das Thema des ökumenisch organisierten Tages der Notfallseelsorge, der am 2. Oktober in der Aula der Bischöflichen Marienschule in Mönchengladbach geplant ist und zu dem mehr als 150 Menschen erwartet werden. Erstmals hat dieses Forum im Jahr 2018 über „Gewalt im öffentlichen Raum“ stattgefunden.

„Die Idee ist, diese Veranstaltung über die Region Mönchengladbach hinaus für ganz Nordrhein-Westfalen als Austausch- und Netzwerk-Möglichkeit für Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger, aber auch für die Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei anzubieten. Deswegen freuen wir uns über die zahlreichen Anmeldungen aus diesem großen Einzugsbereich“, sagt Patrick Philipp aus dem Fachbereich Seelsorge im Sozial- und Gesundheitswesen des Bistums Aachen. Die Ausrichtung auch auf Einsatzkräfte hänge damit zusammen, dass die Notfallseelsorge üblicherweise in die Alarmierungsketten der genannten Institutionen eingebunden sei. „Wenn es darum geht, eine Todesnachricht zu überbringen, Verletzte nach einem Unfall oder im Falle einer Reanimation die Angehörigen zu betreuen, wird die Notfallseelsorge von der Polizei oder der Feuerwehr hinzugerufen“, unterstreicht der Diplom-Theologe.

Ursachen und Folgen häuslicher Gewalt

Für die Fachtagung konnten unter anderem Referentinnen und Referenten wie der Psychotraumatologe Dr. Thomas Beck, die Fachbereichsleiterin des Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“, Dr. Ute Pascher-Kirsch, und die Landespfarrerin für Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland, Bianca van der Heyden, gewonnen werden. Sie werden über die Ursachen und psychischen Folgen häuslicher Gewalt sprechen, aus dem Bereich des Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“ berichten und das Dilemma in der seelsorgerischen Begleitung von Betroffenen schildern, die sich als Täter herausstellen.

Präses Latzel: „Häusliche Gewalt noch stärker in Dunkelräume gedrängt“

Das Thema hat durch die Corona-Pandemie nochmals an Brisanz gewonnen. Der Grund: „Häusliche Gewalt findet zu einem guten Teil hinter verschlossenen Türen statt. Lockdown und Schulschließungen haben häusliche Gewalt noch stärker in die Dunkelräume des Privaten gedrängt“, betont der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Dr. Thorsten Latzel. Diese drastischen Einschränkungen des öffentlichen Lebens hätten nicht wenige Menschen in tiefe Existenznöte und psychische Krisen gestürzt. „All diese ganz neu zu bewältigenden Belastungen lassen umso mehr hervortreten, wie bedeutsam die familiäre Hilfe und wie unerlässlich der Dienst hoch engagierter Menschen im Haupt- und Ehrenamt in der Notfallseelsorge sind,“ sagt der Aachener Bischof Dr. Helmut Dieser.

75 Prozent der Einsätze finden im häuslichen Bereich statt

Einen weiteren Grund, warum sich die Organisatoren für dieses Thema entschieden haben, erläutert Bernhard Krinke-Heidenfels. „Wir hatten hier Fälle häuslicher Gewalt, bei denen vor allem Kinder sehr stark und leider zum Teil auch mit tödlichem Ausgang betroffen waren. Auch als Seelsorgerinnen und Seelsorger mussten wir feststellen, dass wir an eine Grenze kommen, wenn unter Umständen nicht nur die Opfer, sondern auch die Täter betreut werden müssen“, betont der katholische Gemeindereferent, der seit knapp zehn Jahren in der ökumenischen Notfallseelsorge-Konferenz West in Mönchengladbach tätig ist. Dies habe den Ausschlag dafür gegeben, sich den Bereich der häuslichen Gewalt genauer anzuschauen. Und Klaus Bilstein, Referent im Landespfarramt für Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland, ergänzt: „Auch wenn die meisten denken, dass wir überwiegend bei Unfällen gerufen werden, finden 75 Prozent aller Einsätze der Notfallseelsorge im häuslichen Bereich statt.“

Tag zur Begegnung und Fortbildung

Zusammengefasst soll es darum gehen, die in diesem Bereich arbeitenden Personengruppen für ein Thema zu sensibilisieren, das sich überwiegend im Verborgenen und damit in einem Dunkelfeld abspielt. „Der Tag der Notfallseelsorge will sowohl ein Tag der Begegnung als auch der Fortbildung sein. Wir möchten uns einem Thema stellen, das für Kirche relevant sein muss und soll, indem wir Menschen einen seelsorgerischen Schutzraum bieten“, so Bernhard Krinke-Heidenfels. Darüber hinaus werden Institutionen wie die Johanniter-Unfall-Hilfe e. V., das DRK, der Weiße Ring und die Stiftung Notfallseelsorge die Möglichkeit haben, sich mit einem Stand zu präsentieren.

  • 27.9.2021
  • Jari Wieschmann, Bischöfliches Generalvikariat Aachen, Stabsabteilung Kommunikation
  • Marcel Kuß