50 Jahre Presbyter: „Wichtig ist, dass man seine Arbeit aus Überzeugung macht“

Seit nunmehr fünf Jahrzehnten engagieren sich Gerhard und Jutta Korb aus Neunkirchen-Wiebelskirchen in der örtlichen Kirchengemeinde. Gerhard Korb feiert gar in diesem Jahr sein goldenes Presbyterjubiläum. Kein Wunder also, dass das Ehepaar einiges zu berichten hat. Dabei spielt auch der in Neunkirchen geborene Erich Honecker eine Rolle. Aber der Reihe nach.

„Ich war gerade erst 21 geworden, der jüngste Presbyter im ganzen Saarland“, blickt Gerhard Korb auf seine erste Wahl ins Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Wiebelskirchen (Kirchenkreis Saar-Ost) zurück. In diesem Frühjahr feiert der pensionierte Berufsschullehrer sein goldenes Presbyterjubiläum. Der heute 71-Jährige verfügt entsprechend über einen großen Erfahrungsschatz – und weiß, dass sich vieles verändert hat. „Als ich ins Presbyterium kam, war dort eine einzige Frau.“ Inzwischen ist das Geschlechterverhältnis ausgeglichen. Überhaupt sei das Klima heute „weniger pfarrerdominiert“. Die Ehrenamtlichen würden viel stärker eingebunden. Verändert hat sich auch das Interesse am Amt: „Früher gab es immer weit mehr Kandidaten als Plätze im Presbyterium.“ Heute könne man froh sein, wenn überhaupt eine echte Wahl zustande kommt.

Angebote von Vereinen und Kommunalpolitik ausgeschlagen

Bei all den Veränderungen ist laut Gerhard Korb aber eines entscheidend: „Wichtig ist, dass man seine Arbeit aus Überzeugung macht.“ Um sich auf sein kirchliches Ehrenamt konzentrieren zu können, habe er deshalb immer wieder Angebote von Vereinen und aus der Kommunalpolitik ausgeschlagen. Eine Menge vorzuweisen hat er trotzdem: 40 Jahre Mitglied der Kreissynode, 35 Jahre Kreissynodalvorstand, 20 Jahre Gesamtleitung des damaligen Evangelischen Jugendwerks an der Saar und 20 Jahre Wiebelskircher Finanzkirchmeister sind nur eine Auswahl der Funktionen.

Ehepaar lernt sich in der Jugendarbeit kennen

Aber wie erreicht man ein goldenes Presbyterjubiläum? Gerhard Korb hat dazu eine klare Meinung: „Die Familie muss die Arbeit mittragen.“ In seinem Fall war das kein Problem. Denn seine Frau Jutta lernte er – wo sonst? – in der evangelischen Jugendarbeit kennen. Seit 50 Jahren, 40 davon verheiratet, sind beide in der Kirche engagiert. Nicht im Presbyterium, denn die Kirchenordnung lässt nicht zu, dass mehrere Mitglieder einer Familie im Leitungsgremium vertreten sind. „Er hat seins gemacht, ich habe meins gemacht und vieles haben wir zusammen gemacht“, meint Jutta Korb dazu.

„Qua Amt immer der Bremser und Mahner“

In 50 Jahren gab es natürlich auch Schattenseiten. „Schlimm und belastend war die Arbeit immer, wenn es um persönliche Dinge ging“, sagt Gerhard Korb. Dazu zählen Konflikte ebenso wie sein persönliches Problem, als Finanzkirchmeister „qua Amt immer der Bremser und Mahner“ sein zu müssen. Am Ende sieht sich er aber noch immer nicht. Seine Amtszeiten in Presbyterium und Kreissynodalvorstand will er auf jeden Fall abschließen. Aber danach noch ein letztes Mal kandidieren? „Mal sehen.“

Herkunft half bei DDR-Besuch

Und was war mit Erich Honecker? In den 1970er- und 1980er-Jahren engagierten sich die Korbs im deutsch-deutschen Jugendaustausch. Für die Besuche in der DDR gab es damals klare Regeln. Einmal hätten sie sich darüber hinweggesetzt, um einen Nachbarort von Wittenberg zu besuchen. Prompt wurden sie angesprochen, woher sie denn kämen. „Aus dem Heimatort des Staatsratsvorsitzenden“, gaben die Saarländer als Antwort – und kamen damit durch.

 

Der Beitrag ist der Aprilausgabe 2022 des Presbytermagazins EKiR.info entnommen. Die gesamte Ausgabe findet sich zum Download hier.

  • 28.3.2022
  • Rieke Eulenstein
  • evks/Eulenstein