Im Netzwerk arbeiten: An einem Strang für die Schöpfung ziehen

Aus zwei Netzwerken wird eins: Seit dem 1. April arbeiten zwei ökumenische Bündnisse zusammen. Unter dem Dach von „Eine Erde – Das ökumenische Netzwerk“ mischen sich Haupt- und Ehrenamtliche der christlichen Kirchen und Gemeinden in Deutschland ein – im Namen der Nachhaltigkeit. Einer von ihnen ist Klaus Armonies aus Krefeld.

Bei Klaus und Evelin Armonies steht im Krefelder Vorgarten ein Hochbeet. „Wir haben Kräuter angepflanzt“, erzählt der Synodalbeauftragte für Umwelt und Energiefragen des Evangelischen Kirchenkreises Krefeld-Viersen. Wer vorbeikommt, die Minze riecht und an einen Tee denkt, darf sich kurzerhand bedienen. Für Klaus Armonies bedeutet das Hochbeet in seinem Garten aber deutlich mehr als nur eine bunte Kräutersammlung. „Es ist ein Zeichen dafür, wie wir gemeinsam etwas erreichen können“, sagt er. Und damit ist das Hochbeet – genauso wie etliche andere Orte der Aktion „Essbares Krefeld“ – auch ein Symbol für ein funktionierendes Netzwerk geworden. „Wir haben als Beauftragte für Umwelt und Energiefragen lange alleine dicke Bretter gebohrt“, sagt Armonies und denkt an die vielen Stunden am Schreibtisch und in Presbyterien der heimischen Gemeinden, in denen er für Nachhaltigkeit warb und bei der Erfassung der Energiedaten unterstützte. Der Ehrenamtliche war dann in seinem Element, teilte sein Wissen als Ingenieur und begeisterte für nachhaltige Ideen. Das macht er bis heute. Aber er stößt auch an Grenzen.

Im Netzwerk mit Gleichgesinnten arbeiten

„In der Netzwerkarbeit bekomme ich Kraft. Ich begegne Menschen, die das gleiche wollen“, sagt er. Das galt damals für die Zusammenarbeit mit seinem inzwischen verstorbenen Amtsvorgänger Rolf Beek, das gilt für die Zusammenarbeit im Ökumenischen Rat des Kirchenkreises, mit der Stadt Krefeld und mit vielen anderen regionalen Akteuren, die am gleichen Strang ziehen. In der Zusammenarbeit mit anderen Freiwilligen, die das gleiche Ziel anstreben, entstand auch das Projekt „Essbares Krefeld“.

„Von Best Practice-Beispielen können wir so viel lernen“

Weil Klaus Armonies die Netzwerkarbeit seit jeher schätzt, zögerte er auch nicht, dem Umweltstammtisch mit anderen Beauftragten aus Kirchenkreisen der Landeskirche beizutreten. Und er entschied sich für die Mitarbeit im Ökumenischen Netzwerk Klimagerechtigkeit (ÖNK), in dem Vertreter verschiedener Kirchen und Gemeinden aus ganz Deutschland zusammenarbeiteten. Dabei brachte er auf der einen Seite sein eigenes Wissen ein: Er bot Vorträge an und brachte die Menschen miteinander in Kontakt. „Von Best Practice-Beispielen anderer können wir so viel lernen“, hat er entdeckt. Und er machte es sich zur Aufgabe, Projektträger und Interessierte zusammenzubringen. „Als Netzwerker kann ich meine größte Kraft entfalten“, sagt er. Dann komme er abends nicht müde nach Hause, sondern erfreut.

Netzwerkarbeit eröffnet neue Horizonte

Die Medaille hat gleichzeitig noch eine andere Seite: „Die Netzwerkarbeit eröffnet einem auch selbst neue Horizonte“, sagt Klaus Armonies. Wer sich mit anderen an einen Tisch setze, könne neue Lösungsvorschläge und Ideen entwickeln. Diese Erfahrung hat er auch im ÖNK gemacht: Dort haben die Mitglieder in den vergangenen Jahren die „Suffizienzstrategie“ entwickelt. „Statt der Frage nach ständigem Wachstum und Effizienz, stellt sie die Überzeugung in den Fokus: Weniger ist mehr“, erklärt Armonies. Weil das ÖNK als Bündnis eine gewisse Schlagkraft hatte, erreichte das Thema auch die Politik und den Bundestag. „Und es wirkt auch zu uns in den Kirchenkreis zurück“, sagt Armonies und erzählt von den Büroplanungen für die neue Verwaltung. Er brachte die „Suffizienzstrategie“ mit und fragte, ob in Zeiten der Homeoffice-Praxis im neuen Verwaltungsbereich immer noch 40 Arbeitsplätze nötig seien – oder ob nicht auch 25 Büros reichen würden. „So wirkt Netzwerkarbeit in verschiedene Richtungen“, hat Armonies entdeckt.

Seit 1. April hat sich das ÖNK mit dem Bündnis „Der Ökumenische Prozess Umkehr zum Leben – den Wandel gestalten“ (ÖP) zusammengetan. Beide Bündnisse arbeiten nun unter dem Namen „Eine Erde. Das Ökumenische Netzwerk“ – auch die Evangelische Kirche im Rheinland (EKIR) trägt das Bündnis mit. Es habe sehr viele Berührungspunkte der beiden Netzwerke gegeben, erklärt Kirchenrätin Frauke Laaser aus dem Dezernat Ökumene die Zusammenlegung. Sie hat den Prozess der Zusammenführung für die rheinische Kirche begleitet. Jedes Netzwerk habe zuvor seine Brille gehabt, erklärt sie. „Wir ergänzen uns richtig gut“, sagt Frauke Laaser und freut sich, dass die Arbeit beider Netzwerke unter neuem Dach nahtlos weiterlaufen kann.

Das Evangelium selbst ist hochpolitisch

Evangelische und katholische Kirchen und auch freikirchliche Gemeinden arbeiten im Netzwerk „Eine Erde“ zusammen – mit vier hauptamtlichen Stellen. „Durch diese wertvolle Zusammenarbeit bekommen wir auf der einen Seite Impulse für die Arbeit in der eigenen Kirche“, weiß die Kirchenrätin, „und auf der anderen Seite können wir so auch eine Stimme für die politische Diskussion beisteuern.“ Denn Frauke Laaser ist sich sicher: Das Evangelium selbst sei hochpolitisch. „Die Schöpfung ist uns anvertraut. Wir sollen bauen und bewahren“, sagt sie. Und genau das nehme das Netzwerk ernst – auch in der Zusammenarbeit mit anderen gesellschaftlichen Akteuren. „Im Ökumenischen Netzwerk verbindet uns die Überzeugung, dass wir uns mit unserer Arbeit in den Dienst der Bewahrung der Schöpfung Gottes stellen“, erklärt Frau Laaser den Wert der Zusammenarbeit, „das ist unser Turbo.“

Darauf freut sich auch Klaus Armonies im neuen Netzwerk „Eine Erde“. Für ihn stand früh fest, dass er auch unter neuem Dach dabei bleibt. Und er weiß: „Wenn die Gruppe größer wird, wächst auch der Erfahrungsschatz. Wir sind längst keine Einzelkämpfer mehr.“

  • 29.04.2025
  • Theresa Demski
  • Klaus Armonies