Fixpunkt: Die Hochzeit zu Kottenheim

„Und am Mittsommertag war eine Hochzeit zu Kottenheim und viele Menschen waren da. Auch Jesus war mit seinem Geist anwesend. Die Menschen fragten sich: Wie kam es zu dieser Liebe? Und die Familien erzählten und die Freunde erzählten, der Priester und der Pfarrer erzählten. Der liebevolle Segen Gottes wurde von seinen Dienern gespendet. Und als sich das Brautpaar küsste, war das Geheimnis riesengroß. Das war das erste Wunder, das geschehen ist zu Kottenheim in der Kirche St. Nikolaus.“

Reden wir heute noch von Wundern? Haben wir ein Gespür für die Geheimnisse des Lebens? Sind die Menschen nicht völlig unreligiös und treten aus der Kirche aus?  Und kann man sich heute nicht alles kaufen? Den Trauredner für eine „Freie Trauung“ – wozu dann noch die Kirche und Gott? Romantik geht doch auch so. Ja, es geht auch ohne die Kirche und ich verstehe die Verdrossenheit mit der oftmals schwierigen Institution.

Nur deshalb sind wir Menschen ja nicht unreligiös. Wenn ich im Religionsunterricht der Klasse 11 am Werner-Heisenberg-Gymnasium Neuwied frage, seit wann es Religion gibt und wir ernsthaft nachdenken, dann doch seitdem Menschen Denken können – so die religionswissenschaftliche Erkenntnis. Das Denken und die religiösen Fragen nach dem „Woher“ und „Wohin“ und „Was das alles soll?“ sind gleichursprünglich und werden auch nicht verstummen, wenn unsere Kirchengebäude nur noch Denkmäler der Vergangenheit sein sollten.

Eine Offenheit für Wunder, ein Gespür für Geheimnisse oder das Geschenk der Liebe sind Situationen, in denen sich Himmel und Erde berühren – Situationen, die wir zum Leben brauchen. Die Kirche redet vom ewigen Leben – das meint ein Leben, welches sinnstiftend ist – echtes Leben. Das lässt sich nicht kaufen, das lässt sich nicht produzieren, sondern das lässt sich nur erleben mit ehrlicher Offenheit und mit feinem Gespür und mit der Bereitschaft, etwas geschenkt zu bekommen.

Jene Hochzeit zu Kottenheim eines früheren Schülers von mir und seiner Braut war so ein Erlebnis. Ein Ort, wo Himmel und Erde sich berühren und bis spät in den Morgen hinein ausgelassen gefeiert wurde – wie damals bei der Hochzeit zu Kana mit Jesus – nachzulesen in Johannes 2 – da berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns. Traut Euch einfach dazu.

Pfarrer Jörg Eckert

  • 25.9.2023
  • Beatrix Meyer
  • Red